
Öffentliche Verkehrsmittel in Tansania sind ein echtes Abenteuer. Da die beiden Bahnlinien im Land schon was länger nicht mehr regelmäßig in Betrieb sind, gibt es nur Busse in allen Größen, Farben und Zuständen. Sobald man als Weißer das Gelände eines Busbahnhofs betritt, ist man sofort umzingelt von mindestens fünf bis sechs geschäftstüchtigen Einheimischen, die einem Tickets nach irgendwo verkaufen wollen. Irgendwie haben wir es hingekriegt, Bustickets von Moshi nach Lushoto in den Usambara Mountains zu erstehen. Keine Ahnung bei welcher Busgesellschaft, aber es waren Express-Tickets. Das heißt, dass der Bus nicht an jedem Kuhstall anhält, sondern die viereinhalb Stunden mit wenigen Stops durchfährt.
Als wir am Tag der Weiterreise morgens mit Sack und Pack wieder am Busbahnhof in Moshi auftauchen, sehen wir schon am Gesicht des Menschen von der Busgesellschaft, dass irgendetwas nicht ganz nach Plan läuft. Offensichtlich fährt der gebuchte Bus nicht. Aber der gute Mann führt uns kurzerhand zu einem anderen Bus, der deutlich schäbiger aussieht, als das, was uns versprochen wurde und versichert uns, dass dies auch ein Express-Bus nach Lushoto sei. Wir haben keine andere Wahl, als ihm zu glauben (zumindest ein bisschen) und einzusteigen. Wir merken allerding relativ schnell: Express ist an diesem Bus gar nichts. Aber wir haben nach über fünf Stunden Schaukelei unser Ziel erreicht und die ganze Fahrt über das Vergnügen gehabt, die Annäherungsversuche eines Busangestellten an ein hübsches Mädel, das ebenfalls in der ersten Reihe saß, zu beobachten. Großartig ;-)
Von Lushoto aus ging es dann mit dem Taxi noch weitere zwei Stunden durch die Berge bis nach Mambo, einem kleinen Dorf am anderen Ende des Gebirges, wo es oben auf einem Berg direkt am Abgrund eine tolle Lodge mit einer Wahnsinns-Aussicht gibt. Und die ganze Gurkerei hat sich mehr als gelohnt! Da sich die Lodge auf knapp 2000m Höhe befindet, wacht man morgens oberhalb der Wolkendecke auf und die Aussicht über das Wolkenmeer bei Sonnenaufgang direkt vom Zelt aus ist echt atemberaubend.
Die MamboViewPoint EcoLodge wird von einem niederländischen Paar betrieben, die für die angrenzenden Dörfer richtig gute Entwicklungshilfe leisten. Der Gewinn aus der Lodge wird zu großen Teilen in Hilfsprojekte wie z.B. dem Bau von Wasserleitungen, Brücken oder der Ausstattung von Schulen gesteckt. Und da die beiden dauerhaft vor Ort sind und die Projekte kontrollieren versickert das Geld auch nicht irgendwo, wie es bei den allermeisten Hilfsprojekten der Fall ist. Wir waren auf jeden Fall sehr beeindruckt von deren Arbeit, die man bei einer Wanderung durch die Gegend auch an vielen Stellen sieht. Da von der dort lebenden Bevölkerung fast die Hälfte aus Kindern besteht, sieht man in den Dörfern überall spielende Kinder auf der Straße. Sobald die einen Weißen mit einer Kamera sehen, kommen sie angelaufen, rufen „picture, picture!“ und freuen sich wie die Schneekönige, wenn man ihnen das Foto dann auf dem Display zeigt. Das war echt süß.
An einem Abend waren wir bei einer Familie im Dorf in ihrer Lehmhütte zum Abendessen. Gekocht wurde auf einer kleinen Feuerstelle in dem Raum, der auch Schlafzimmer war. Durch das Feuer war es super stickig und heiß in dem kleinen Raum und da die Mütter oft ihre kleinen Kinder beim Kochen auf dem Rücken tragen, haben viele Kinder dort sehr früh schon Lungenprobleme aufgrund des Rauches. Draußen vor der Hütte zu kochen kommt aber nicht in Frage, weil die Nachbarn dann sehen könnten, wenn man nicht viel zum Essen hat. Wobei diese Region im Norden Tansanias sehr fruchtbare Böden hat und es den Menschen hier verhältnismäßig gut geht. Unterernährte Kinder sieht man überhaupt nicht und es ist wirklich beeindruckend, wie fröhlich die Menschen hier sind und an wie wenig sie sich erfreuen können. Besonders die paar ausgedruckten Fotos, die wir der Familie geschenkt haben, wurden wie ein Schatz gehütet.
Die Weiterfahrt von den Usambara Mountains bis nach Pangani am Indischen Ozean verlief wieder Erwarten trotz fünf mal Umsteigen zwischen Taxis, Bussen und einer Fähre völlig problemlos und ohne lange Wartezeiten. Fantastisch! Und wir mussten wieder feststellen, dass man Afrika in kleinen überfüllten Bussen einfach am besten erfahren kann. Zwischen Müttern mit kleinen Kindern und Leuten mit lebenden Hühnern eingequetscht zu sein – näher am Leben kann man hier wohl nicht dran sein.
Die anderen Reiseberichte:
Eine Reise nach Tansania – Teil 1: wie alles begann
Zwischen Löwen und Giraffen – Teil 2: vier Tage auf Safari
Enge Gassen und Traumstrände – Teil 4: aus Sansibar