
Die letzte Station unserer fast fünfwöchigen Reise durch Vietnam ist das Mekongdelta ganz im Süden des Landes. Als erstes Ziel haben wir uns den kleinen Ort Tra Vinh ausgesucht, weil sich dorthin laut Reiseführer kaum Touristen verirren. Das bestätigt sich schon am Busbahnhof in Ho Chi Minh City, wo wir feststellen, dass die schönen klimatisierten Busse dort nicht hinfahren. Also zuckeln wir füneinhalb Stunden lang bei fast 40°C Außentemperatur in einem unklimatisierten Bus durch die Landschaft. Aber immerhin ist die Landschaft wunderschön und wir erreichen Tra Vinh im späten Nachmittag.
Von der Stelle, wo der Busfahrer uns mit Gesten bedeutete, dass wir aussteigen müssen, bis zu unserem Hotel ist es noch ein Fußmarsch von knapp zwei Kilometern. Und wenn zwei Langnasen vollbepackt mit großen Rucksäcken die Straße entlang gehen, ist es unvermeidbar, die Aufmerksamkeit der Einheimischen auf sich zu ziehen. Aber alle Menschen, denen wir schon auf den ersten Metern hier begegnen, sind unheimlich nett und scheinen sich irgendwie darüber zu freuen, dass sich mal jemand in ihre Ecke verirrt. Als wir in einem kleinen Straßenrestaurant, aus dem man uns besonders nett zuwinkt, eine Pause einlegen, bekommen wir zum ersten Mal eine Speisekarte ohne englische Übersetzung und natürlich spricht auch niemand der anwesenden auch nur ein Wort Englisch. Glücklicherweise finden wir unter all den Gerichten zwei Worte, die wir schon kennen: Com Ga – Reis und Huhn. Damit kann man nicht viel falsch machen und tatsächlich schmeckt das richtig gut ;-) Am Ende möchte der Chef des Ladens noch ein Selfie mit uns machen und mit dem schönen Gefühl, irgendwie am richtigen Fleck gelandet zu sein, erreichen wir unser Hotel. In dem niemand Englisch spricht…
Aber mit Händen und Füßen bekommt man ja doch irgendwie immer alles hin und durch das Anquatschen von Menschen auf der Straße finden wir einen, der uns versteht und auch verrät, wo das einzige kleine Hotel im Ort ist, das Mopeds verleiht. Am nächsten Morgen finden wir dort nicht nur ein Moped, sondern auch einen Guide, der Moped-Touren durch das Mekongdelta organisiert und (Überraschung) fließend Englisch spricht. Mit ihm haben wir dann eine zweitägige Tour von Tra Vinh nach Can Tho und zurück unternommen. Das heißt viele Kilometer auf dem Moped entlang von Reisfeldern und Obstplantagen, durch kleine Dörfer und über zahlreiche Brücken. Wege, die wir alleine nie gefunden hätten. Mein Lieblingsmensch ist gefahren und ich saß hinten drauf und hab Fotos gemacht ;-) Der Besuch von schwimmenden Märkten zum Sonnenaufgang ist im Mekongdelta schon irgendwie Pflichtprogramm und der große schwimmende Markt in Can Tho hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn so früh morgens herrscht einfach eine ganz besondere Stimmung. Hier spielt sich das gesamte Leben auf dem schlammigen Wasser des Mekong ab, der die Lebensader für die ganze Region ist.
Bei der Rückkehr in die Provinz Tra Vinh merke ich wieder, was mich hier am meisten fasziniert: Wenn man als Europäer durch die Straßen läuft, schauen die Menschen erst einmal neugierig und sobald man sie freundlich anschaut, lächeln sie zurück und winken oder strecken zwei Finger in die Luft, um sich so fotografieren zu lassen. Wenn man bei uns in Deutschland lächelnd durch die Gegend läuft und fremde Menschen angrinst, ruft das teilweise sogar eher irritierte Reaktionen hervor, aber die Menschen hier sind einfach irgendwie gelassener und mit sich im Reinen, habe ich das Gefühl. Und das gefällt mir. Die entpannten Tage im Mekongdelta sind auf jeden Fall ein wundervoller Abschluss der Reise durch dieses großartige Land, den uns auch die Menschenmassen in Ho Chi Minh City am letzten Tag vor unserem Rückflug nicht mehr nehmen können.