
Sansibar – die letzte Station unserer viereinhalbwöchigen Reise durch Tansania. Die Hinfahrt zur Insel gestaltete sich tatsächlich noch etwas abenteuerlicher als unsere Busfahrt in die Berge, da wir uns entschieden haben, den direkten Weg vom Ushongo Beach am Festland nach Sansibar rüber zu nehmen. Diese Abkürzung hat uns einen Tag Gurkerei zum offiziellen Fährhafen nach Dar es Salaam erspart und sah so aus:
Ja, mit dieser (ziemlich untermotorisierten) Nussschale sind wir vier Stunden über den Indischen Ozean geschippert. Ohne Kompass, ohne Rettungswesten und ohne zwischendurch Land zu sehen. Uaaah. Wir waren fünf Leute plus Gepäck und drei einheimische Fischer, denen das Boot gehörte (und die unterwegs noch einen fetten Thunfisch geangelt haben ;-)). Das Meer war auch nicht die ganze Zeit so ruhig wie auf dem Foto, wir sind teilweise ganz schön Achterbahn gefahren auf den Wellen, aber glücklicherweise werde ich nicht so schnell seekrank. Die drei Jungs hinten im Boot machen die Tour wohl regelmäßig und kannten den Weg nur anhand des Sonnenstandes. Wir sind auch unbeschadet an der Nordspitze von Sansibar angekommen, wenn auch nicht an dem Strand, den man uns vorher gesagt hatte. Aber hey, so ist Afrika.
Im Nachhinein war das mit der Abkürzung eine ziemlich Schnapsidee und ich würde es auch nicht mehr so machen. Das ganze führt nämlich auch noch dazu, dass man illegal auf Sansibar einreist. Die Insel gehört zwar offiziell zu Tansania, ist aber in ihrer Verwaltung etwas eigen, sodass man dort einen eigenen Einreisestempel braucht. Den bekommt man natürlich nicht, wenn man mit einem Fischerboot irgendwo am Strand landet. Wenn man dann mit der offiziellen Fähre wieder ausreisen will, kann das zu Problemen führen (wenn man weg fliegt allerdings nicht, da am Flughafen der Stempel nicht kontrolliert wird. Diese Logik muss man aber nicht verstehen). Blöderweise war die Fähre für uns der beste Weg zurück und die Beschaffung des Einreisestempels, war eine Aktion, die ich auf gar keinen Fall wiederholen möchte. Sie hat uns mindestens einen halben Tag gekostet und endete damit, dass wir einem Beamten am Hafen 50$ Bestechungsgeld für den Stempel gezahlt haben. Im Endeffekt hätten wir auch einfach in den Hafen rein latschen können, um uns den Stempel zu holen, aber so was weiß man ja leider vorher nicht.
Naja, Tansania ist halt kein einfaches Land, um es auf eigene Faust zu bereisen und in solchen Momenten beginnt man, diese ganze korrupte, langsame und unsinnige Bürokratie dort richtig zu hassen. Aber im Nachinein kann man über so blöde Aktionen doch wieder lachen und außerdem bringt Aufregen eh nichts. Ist ja auch Urlaub ;-)
Die Gewürzinsel
Abgesehen von den blödsinnigen Einreiseregelungen ist Sansibar echt toll! Der alte Teil der Inselhauptstadt, Stone Town, ist ein Labyrinth aus kleinen und engen Gassen, in denen sich jeder Besucher mit an Sicherheit grenzeder Wahrschenilchkeit verirrt (lang lebe GPS auf dem Handy ;-)). Überall sind kleine Läden, Schneidereien, Touristen-Nippes-Shops, Cafés, Restaurants und Märkte, sodass man sich einfach durch das Gassengewirr treiben lassen kann und an jeder Ecke anderen Gerüchen, Eindrücken und Menschen begegnet. Da auf Sansibar viele Gewürze angebaut werden, kann man selbige dort sehr gut und günstig einkaufen (wenn man gut verhandelt). Das Markenzeichen von Stone Town sind reich verzierte aus Holz geschnitzte Eingangstüren zu vielen alten Häusern. Oft sind sie leider nicht mehr gut erhalten, aber es macht sehr viel her im Stadtbild.
Nach knapp drei Tagen Stone Town hatten wir aber auch genug von dem lauten Gedränge in der Stadt und sind für die verbliebene Zeit in den Süden der Insel nach Bwejuu, ein verschlafenes Örtchen am Meer, gefahren. Eine Mischung aus Nichtstun, Fahrradtouren am Strand und ganz viel Lesen war ein sehr guter Abschluss für diese Reise.
Dieses Haus auf dem Felsen ist übrigens ein ziemlich tolles italienisches Restaurant mit dem passenden Namen The Rock, das unseren letzten Abend vor der Rückreise vergoldet hat. Bei Ebbe kann man zu Fuß hin laufen, bei Flut muss man ein paar Meter mit einem Holzbötchen fahren. Nicht unbedingt ein Schnäppchen, aber trotzdem sehr zu empfehlen, falls ihr mal in der Ecke seid ;-)
Wir hatten auf jeden Fall eine fantastische Zeit in Tansania. Auch wenn einem die Hakuna-Matata-Einstellung (Swahili für „kein Problem“) dort manchmal gehörig auf den Zeiger geht und Zuverlässigkeit in den meisten Fällen ein Fremdwort ist, gibt es am Ende doch für alles irgendwie eine Lösung. Wenn man seine anerzogenen deutschen Vorstellungen davon, wie Dinge zu laufen haben, mal kurzfristig ablegt und sich auf die afrikanische Langsamkeit einlässt, kommt man ganz gut zurecht. Längerfristig dort zu leben, wär allerdings nichts für mich, musste ich feststellen.
Wir haben in der Zeit dort soo viel gesehen und super viele nette und inspirierende Menschen getroffen, die unsere Reise zu einem tollen und unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Vielen Dank dafür!
Hannah & Jan
Die anderen Reiseberichte:
Eine Reise nach Tansania – Teil 1: wie alles begann
Zwischen Löwen und Giraffen – Teil 2: vier Tage auf Safari
Über den Wolken – Teil 3: in den Usamabara Mountains